Mittwoch, 2. Juni 2010

Doch der Fünfte folgt sogleich....

Es gab heute einen:

(Miguel) Torres Gran Coronas Reserva 1988

Kerl ne. Wat soll ich sagen?

Als ich den Wein die ersten Sekunden im Glas hatte und meinen Riechkolben ins Glas schob, war der erste Gedanke: Scheiße, der ist hin. Warum? Ein übelster Muffton strömte mir entgegen. Als ich dann allerdings kurz in die Küche ging und dann wieder ans Glas: Puff. Der Muffton war weg.

Aber, fangen wir von vorne an. Erstmal die tech. Daten:

Baujahr: 1988
Winzer: Miguel Torres
Wo kommt er wech: Penedés, Katalonien (DOC)
Rebsorten: Cabernet Sauvignon

Farbe: helles, ganz helles braunrot, dunkler Kern, braun-wässriger Rand.

Nase: Wow. Ich bin irgendwie "überwältigt". Zuerst dringt ein krasser Muffton an die Rezeptoren und man denkt: Der Wein ist hinüber. Ein wenig Luft, der Ton ist weg. Dafür kommt ein faszinierendes Potpourri von Düften aus dem Glas. Erst macht sich ein dunkler, schwarzer Kompottgeruch breit (Sauerkirsch, dunkle Früchte i.Allg.), dazu leckere dunkle Schokolade (locker 70%ige). Der Alkohol ist bestens eingebunden. Es ist schwerer, fester Duft, der einem in die Nase schwebt, intensiv, aber nicht aufdringlich. Er ist würzig, holzig. Ein wenig erdig. Das o.g Kompott entwickelt sich mit der Zeit..es finden sich schwarze Johannisbeere, Pflaumen, Dörrpflaumen, Leder. Aber auch ein kompostiger Geruch macht sich breit. Er stört nicht, fällt aber ein wenig unangenehm auf. Der Duft erinnert schwer an einen PX-Sherry oder einen feinen Portwein. Er erinnert mich an eine alternde Diva, immer noch glänzend, aber dennoch in Würde gealtert.

Geschmack: Yoa. Erste Enttäuschung macht sich breit. Zunächst etwas wässrig, viel Holzeinsatz. Die Tannine jedoch sind bestens eingebunden, geschliffen gradezu. Aber dann entwickelt er sich. Er braucht Luft, Zeit und Zuwendung. Mit der Zeit wird auch derMund von der Kompott+Kompost-Note erfüllt. Er ist sehr warm, der Alkohol zeigt sich spürbar. Habe ihn selten so schnell gemerkt. Der Wein erinnert auch im Geschack an Portwein. Er hat Feuer, eine feine Fruchtsüße. Nach 1 bis 1-1/2 Stunden kommen noch Nelken und weitere Weihnachtsaromen/gewürze ins Spiel.

Im Abgang gibt es nochmal ordentlich Feuer, er zeigt seine Schärfe, seine Klauen. Zeigt nochmal, dass er noch da ist...

Fazit: Ein faszinerend-wunderbarer Rotwein. Ich bin überrascht, dass er noch lebt. Nach etwas über 2h nach seiner Öffnung ist er dann allerdings auch langsam umgekippt und sein Zenit war hinübergeschritten.

Wenn ich dem Gerüchten glauben schenken darf, dass: 1h Glas = 10 Jahre in der Flasche sind könnte er vllt. tatsächlich noch liegen, ohne abzunehmen. Die Tannine dafür sind meiner laienhaften Einschätzung durchaus vorhanden. Egal. Nu' ist er weg. Ich hatte meine Freude! Er war vorzüglich.

1 Kommentar:

  1. Das freut mich, dass dir der Wein gefallen hat. Ich denke es ist immer auch ein Stück "Ehrfurcht" vor dem Alter bei der Bewertung dabei.
    salut Grimod

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